ERLEICHTERT! HAPPY!

© Wolfgang Eichler

Exakt 743 Tage, mehr als zwei Jahre, hatte Olympia-Silbermedaillengewinnerin Michaela Polleres auf ihren insgesamt 4. Grand-Slam-Stockerplatz warten müssen. Nach Oktober 2020 in Budapest war es am 5. November 2022 in Baku endlich wieder soweit. Die 25-jährige Niederösterreicherin schaffte beim 7. Antreten erstmals in dieser Saison den heißersehnten Sprung aufs Stockerl, belegte in Aserbaidschans Hauptstadt den dritten Rang. Ein JUDO-AUSTRIA-Interview.

Yvonne Bönisch hat es nach dem für dich – aufgrund von Verletzungen, Erkrankungen – schwierigen Jahr so formuliert: Ende gut, alles gut. Sie hat sich für dich von der Tribüne aus gefreut. Wie erleichtert bist du selbst?

Michaela Polleres: „Ende gut, alles gut, trifft es insofern, da ich jetzt richtig happy und erleichtert bin, nach mehr als zwei Jahren bei einem Grand-Slam endlich wieder am Stockerl stehen zu dürfen. Das tut meinem Selbstvertrauen gut und gibt mir Extra-Motivation für das abschließende Masters in Israel Mitte Dezember. Da will ich im besten Fall gleich wieder unter die Top-3 kommen – so das Ziel.“

Es war heute in Baku ein Tag mit vielen Höhen und Tiefen. Wie hast du die Kämpfe persönlich erlebt?

Polleres: „Es war mega-anstrengend, ich habe mir phasenweise richtig schwer getan, war gefühlt ständig am Kämpfen. Ich hatte es mit einer Reihe von unkonventionellen Gegnerinnen zu tun. Von einem Flow war heute nichts zu merken (lacht) – vielleicht abgesehen vom Duell mit Vize-Weltmeisterin Cvjetko . Das war heute sicher mein mit Abstand bester Kampf. Aber sowohl im Viertelfinale gegen Teltsidou als dann auch im Kampf um Platz 3 gegen Hilde Jager war’s jeweils richtig zäh. Die Niederlage gegen Teltsidou ärgert mich immer noch. Ich hätte sie schlagen können, ja eigentlich müssen. Der entscheidende Wurf wollte mir aber einfach nicht gelingen… Im Finale hätte Sanne (Van Dijke/NED) gewartet, die ich bei Olympia besiegen konnte, gegen die ich heuer aber bei EM als auch WM jeweils verloren habe. Ich hätte gerne die Gelegenheit zur Revanche gehabt!“

Die entscheidende Szene im Kampf um Bronze kam nach mehr als zwei Minuten im Golden Score. Du hattest schon zwei Strafen, bist mit dem Rücken zur Wand gestanden. Was ist dann passiert?

Polleres: „Eigentlich habe ich mich selbst schon gewundert, noch nicht die dritte Strafe und damit die Disqualifikation kassiert zu haben. Es war wie gesagt richtig zäh. Dann kam diese Chance im Bodenkampf… Hilde Jager hat wahrscheinlich mit einem Festhaltegriff gerechnet, ich habe stattdessen zum Armhebel angesetzt und kam damit durch. Das war mein Moment des Tages!“